Sehr viele Menschen wollen den ukrainischen Flüchtlingen helfen und tun dies bereits in vielfacher Hinsicht. Auch an den bpt wurden Anfragen gestellt, was die Tierärzteschaft konkret tun kann und welche Hilfsangebote es gibt. Die nachstehenden Informationen zeigen einige Möglichkeiten auf:
Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) hat ein Jobportal für geflüchtete Ukrainer/-innen gestartet, das exklusiv über freie Stellen in den Freien Berufen informiert. Unter https://freieberufe-jobportal.de bietet der BFB mit tatkräftiger Unterstützung seiner Mitgliedsverbände aktuelle Stellen, Ausbildungs- und Praktikumsplätze an. Vor Veröffentlichung werden alle Angebote individuell geprüft, damit sichergestellt ist, dass keine unpassenden auf der neuen Plattform landen. Das Jobportal ist auch offen für Menschen aus Deutschland, die sich für eine Stelle, eine Ausbildung oder ein Praktikum interessieren.
Unser europäischer Dachverband FVE hat mit Unterstützung zahlreicher anderer Veterinärorganisationen die Plattform https://vetsforukraine.com entwickelt, um die Hilfe von europäischen Tierärzten für ukrainische Tierärzte, ihre Familien und Tiere zu koordinieren.
der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) und das TASSO-Haustierzentralregister haben zwei Webangebote
geschaffen, über die private Unterkünfte für Flüchtlinge und ihre Tiere (Hunde
& Katzen) angeboten werden:
HELP FOR DOGS
TASSO.Help
Auf ihrer Website bietet die WDT aktuelle Informationen zu Fragen nach konkreten Hilfen. So sind beispielsweise Kontaktpersonen aufgelistet, die direkte Hilfe zugesagt haben und auch direkt unterstützen. Des Weiteren finden sich auf der Internetseite Informationen zu Sach- und finanziellen Spenden. Sowohl der bpt als auch die WDT unterstützen den Hilfsfond des Rotary Clubs Bad Camberg Idstein, für den sich eine Kollegin in besonderer Weise engagiert, um ukrainischen Tierärztinnen und Tierärzten zu helfen. Der Hilfsfond ist der perfekte Sammelpunkt für Spenden für die Ukraine.
Projekt "Vets for Ukrainian Pets"
Ukrainische
Kriegsflüchtlinge, die mit ihren Haustieren geflohen sind, können ihre Tiere
in 38 europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, kostenlos
tierärztlich versorgen lassen. Das von der Tierschutzorganisation Humane
Society International (HSI) zusammen mit FVE und FECAVA ins Leben gerufene
Programm "Vets for Ukrainian Pets" übernimmt aktuell verlängert bis 31. August die
Behandlungskosten von bis zu fünf Hunden, Katzen, Pferden oder anderen
Heimtieren in Höhe von bis zu 250 Euro pro Tier für Akutversorgung und
Medikamente, Tollwut- und andere Impfungen sowie Mikrochipping und medizinische
Untersuchungen. Tierärzte/-innen können die Kostenerstattung auf der Website
https://apply.vetsforukraine.com
beantragen. Alle weiteren notwendigen Informationen, u. a. auch zum Login, stehen hier zum Download zur Verfügung.
Mustervereinbarung
Der bpt wie auch die Bayerische Landestierärztekammer (BLTK)
haben bereits zu Unterstützungsleistungen für die ukrainischen Flüchtlinge
aufgerufen und darüber informiert, dass deren Tiere in den Tierarztpraxen legal
kostenfrei behandelt werden können (z. B. Check-up, Impfungen etc.). Das ergibt
sich aus § 4, Abs. 1, der GOT. Danach ist es möglich, Einzelvereinbarungen vor
Erbringung der Leistung in schriftlicher Form zu treffen. Für bpt-Mitglieder,
die davon Gebrauch machen wollen, steht im Mitgliederbereich eine Mustervereinbarung des bpt-Rechtsreferats in
deutscher, englischer und ukrainischer Sprache zum Download zur Verfügung.
In Bayern wird das StMUV in Abstimmung mit der BLTK und dem bpt die Kosten für notwendige Materialen (Chip, Impfung, Heimtierausweis), die im Rahmen der kostenlosen tierärztlichen Leistungen anfallen, in Höhe von 35,00 € (netto) pro Heimtier bezuschussen.
Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) bietet an der Klinik für Kleintiere für Hunde und Katzen und an der Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel für Kanichen und Co. derzeit kostenfreie Behandlungen für die Tiere geflüchteter Ukrainer an und führt Kennzeichnungen durch.
Laboklin stellt in Zusammenarbeit mit der Viro Vet Diagnostik GmbH ein Kontingent von 200 kostenfreien Tollwuttitterbestimmungenzur Verfügung. Wer in seiner Praxis entsprechende Klienten haben sollte, kann auf der Website www.laboklin.de eine kostenlose Tollwuttiterbestimmung anfordern.
Ebenso hat IDEXX Tierarztpraxen per Mail darüber informiert, dass ab sofort in ganz Europa eine kostenlose Labordiagnostik (inkl. Kurierservice) für ukrainische Haustiere, die einen Tollwut-Antikörper-Nachweis benötigen, angeboten wird. Darüber hinaus bietet IDEXX in Anbetracht der unmittelbaren Auswirkungen in Polen in diesem Land zusätzlich kostenlose große Check-Up-Tests an, die, je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, ausgeweitet werden können. Wer die Unterstützung bei der Labordiagnostik benötigt, sollte sich mit dem zuständigen IDEXX-Außendienst oder dem IDEXX-Kundendienst in Verbindung setzen.
Vor dem Hintergrund der erschreckenden Eskalation der Ukraine-Krise hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mitgeteilt, dass die EU-Kommission die EU-Mitgliedstaaten gebeten hat, für die Einreise von Heimtieren, die in Begleitung ihrer Halter aus der Ukraine in die EU einreisen wollen, vorübergehend erleichterte Bedingungen zu schaffen. Die Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, sind dieser Bitte nachgekommen. Für die Einreise nach Deutschland bedeutet dies, dass Tierhalter mit ihren Heimtieren bis auf Weiteres aus der Ukraine, die eigentlich ein nicht-gelistetes Drittland ist, einreisen können, ohne vorab eine Genehmigung im Einklang mit der Verordnung (EU) 576/2013 beantragen zu müssen. Die Einreisenden werden gebeten, sich nach ihrer Einreise mit der lokalen Veterinärbehörde in Verbindung zu setzen, um den Gesundheitsstatus des Tieres im Hinblick auf die Tollwut bestimmen und ggf. Maßnahmen einleiten zu können, wie z. B. Mikrochipping, Ausstellung eines Heimtierausweises, Tollwut-Impfung, Antikörper-Titer Bestimmung oder ggf. eine Isolierung des Tieres.
Auf Anfrage des bpt hat die Ständige Impfkommission
Veterinärmedizin (StIKo Vet) folgendes Statement hinsichtlich der Gefahr der
Einschleppung von Tollwut aus der Ukraine abgeben:
Auch wenn die Ukraine noch nicht als tollwutfrei gelten
kann, trat die Krankheit in den vergangenen Jahren selbst bei ungeimpften
Hunden nur noch sehr selten auf. Nach Berechnungen des Nationalen
Referenzlabors für Lyssaviren am Friedrich-Loeffler-Institut beträgt die
Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Hund zum Zeitpunkt des Grenzübertrittes in
der Inkubationsphase befindet, 1:300.000. Dieses extrem niedrige Risiko gilt
für ungeimpfte Hunde. Bei geimpften Hunden ist die Gefahr weitgehend zu
vernachlässigen. Bei einem entsprechenden Vorbericht sollte aber bei einer
unklaren Symptomatik immer auch an die Tollwut gedacht werden (s. www.stikovet.de).